footprints along a coastline 2008
raechen 2001/2002
* "die sozialdemokratie gefiel sich darin,
der arbeiterklasse die rolle einer erlöserin künftiger generationen zuzuspielen. sie durchschnitt ihr damit die sehne der
besten kraft. die klasse verlernte in
dieser schule gleich sehr den hass wie
den opferwillen. denn beide nähren sich
an dem bild der geknechteten vorfahren,
nicht am ideal der befreiten enkel."
walter benjamin, über den begriff
der geschichte
raechen
das rheinische industriemuseum engelskirchen im bergisches land befindet sich im gebäude einer ehemaligen baumwollspinnerei, die dem vater von friederich engels gehörte. im bergischen wurde bis anfang des 19. jahrhunderts der heimische flax zu textilien verarbeitet. in einer ersten globalisierungsphase wurden solche lokalen kleinindustrien kaputtkonkurriert mit billiger baumwolle, die bis mitte des 19. jhd. vor allem von sklaven in den südstaaten der usa gepflückt wurde. engels sen. nutzte die auf sklavenarbeit beruhenden niedrigen weltmarktpreise für baumwolle, die billigen arbeitskräfte des bergischen landes und die modernste technologie aus england für seine fabrik im aggertal. die war eine der ersten der gegend, die aus wasserkraft strom gewann und damit die spinnmaschinen antrieb. die orte rund um die fabrik wurden ausgehend von den firmenturbinen elektrifiziert.
im rahmen des projekts "durchflossen" setzte ich mit "raechen" den fabrikarbeiter_innen von damals ein temporäres denkmal. ich scannte von den wenigen im museumsarchiv vorhandenen arbeiter_innen-gruppenfotos die gesichter ab, vergrösserte sie auf din a 4 und nähte die ausdrucke auf baumwollstoff.
masse 10 m x 10 m material holz, nylonschnur, baumwolle, 250 ausdrucke von scans historischer fotos ausstellungen 2001/2002 rheinisches industriemuseum engelskirchen · 2003 patriot hall gallery, edinburgh, schottland (white cube version)
als zweite arbeit für das projekt "durchflossen" installierte ich am ausfluss des einst zur stromgewinnung benutzen wassers in das flüsschen agger ein "wasserrad". die blätter alter holzruder, die mir kölner rudervereine zur verfügung stellten, sägte ich zu grossen händen um. 16 der rot gestrichenen händeruder setzte ich zu einem wasserrad zusammen. aus sicherheitsgründen und weil solche künstlerischen eingriffe in die natur nicht genehmigungsfähig waren, drehte sich das wasserad nicht im fluss, sondern stand unbeweglich an seinem ufer (das auf dem foto fehlende ruder hat sich vermutlich jemand als souvenier abgebrochen und mitgenommen).
